„Erfolge sollte man feiern“ – Gründermutti Nicole Haas im Interview

Nicole Haas ist bei der Gründerschmiede die erste Ansprechpartnerin für Gründer und Manufakturen, die lokal hochwertige und ansprechende Produkte oder Dienstleistungen entwickeln und anbieten. Als „Gründermutti“ bringt sie umfangreiche Erfahrungen in der Beratung mit und erleichtert Dir den Einstieg in das große Netzwerk der Gründerschmiede. Im Interview verrät sie uns, was in unserer „bergischen DNA“ fehlt, welche Unterstützungsangebote die Gründerschmiede macht und an welchem Ort sie das Smartphone mal auslässt.

Gründermutti – Wie kommt man zu so einem Titel?

Ich habe viele Jahre lang in der Industrie in den Bereichen Vertrieb, erweiterte Geschäftsführung, Projektmanagement und SAP-Projekten gearbeitet. Da ich ein Bildungs-Junkie bin, habe ich mich nebenberuflich immer weiter qualifiziert und neben dem  Psychologie-Studium, eine Coaching-Ausbildung und diverse Zertifizierungen im Bereich Marketing/Social-Media-Marketing erworben. Vor 13 Jahren habe ich mich dann zu einer nebenberuflichen Selbständigkeit als Coach und freie Uni-Dozentin entschlossen, um nach einigen Jahren in eine Voll-Selbständigkeit, mit meinen eigenen Projekten, zu wechseln. Aktuell bin ich (teilzeitbeschäftigt) als Projektmanagerin im Gründerschmiede Remscheid e.V. und für das Projekt „Urbane Manufakturen“ zuständig.

In den letzten Jahren habe ich mich beruflich viel mit dem Thema GründerInnen und Startups beschäftigt. Ich bin immer wieder begeistert davon, wie Menschen sich mit tollen Ideen auf den Weg in die Selbständigkeit machen. Ich bewundere den Mut, den Willen und das Durchhaltevermögen, das die meisten GründerInnen an den Tag legen.

Da ich weiß, dass es gerade in der ersten Zeit vor und nach der Gründung oft Stolpersteine, Tiefschläge und Hürden gibt die Gründer Zweifeln lassen, setzte ich mich gerne mit meiner Expertise und meiner Persönlichkeit für die GründerInnen ein. Ich „kümmere mich“ und das ließ sich dann für alle am besten mit „Gründermutti“ beschreiben und hat sich durchgesetzt.

Was sind deine Aufgaben im Projekt „Schmiede für Urbane Manufakturen“?

Ich bin auf der Suche nach kleinen Betrieben, Herstellern oder Dienstleistern die lokal hochwertige und ansprechende Produkte oder Dienstleistungen „Made im Bergischen“ anbieten. Gemeinsam schauen wir dann, wo wir diese Manufakturen dabei unterstützen können ihre Ziele zu erreichen bzw. gemeinsam größer zu denken und sich vielleicht neue Ziele zu setzten. Dabei werden sie sich zukünftig im Gründerquartier mit anderen (digitalen) Dienstleistern vernetzen und mit Gründern, Unternehmen und anderen Manufakturen in Austausch gehen können. Ich freue mich auch schon darauf, dann gemeinsam mit den Manufakturen in unserer „Schmiedeschule“,  bestehend aus Werkstatt, Youtube und Podcaststudio, die Möglichkeit zum tüfteln und ausprobieren zu haben.

Was glaubst du fehlt Remscheid in der Gründerszene?

In Remscheid gibt es viele Unterstützer und Förderer der Gründerszene und auch viel mehr innovative Gründer und Startups als man sich vielleicht vorstellt. Was mir fehlt ist, dass diese sich mehr als „Gemeinschaft“ verstehen. Es sind viele kleine Projekte oder Kooperationen, die sich zum Teil sehr anstrengen müssen um ihre Ziele zu erreichen und Aufmerksamkeit zu erlangen. Ich finde es braucht mehr Kollaboration anstatt „Konkurrenzdenken“.

Darüber hinaus würde ich mir von allen Wirtschaftsakteuren und auch von den Menschen in Remscheid mehr positiven Zuspruch und Zuversicht wünschen, denn wir haben tolle GründerInnen hier in Remscheid.

Was wünschst du dir am meisten von Remscheider Gründern?

Mehr Sichtbarkeit! Es scheint irgendwie in der DNA der Remscheider zu liegen, dass man seine Erfolge nicht feiert und vorzeigt. Dabei gibt es tolle Gründer, die wirklich stolz auf sich sein können. Für mich ist das auch eine wichtige Haltung die Gründer haben sollten – nach dem Prinzip „working out loud“ – zu zeigen was man bereits geschafft hat und wohin die Reise gehen soll. Denn so werden Möglichkeiten geschaffen, und es lassen sich z.B. Unterstützer finden, die auch wirklich Interesse haben, sich einzubringen. Darüber hinaus wird die lokale Gründerszene gestärkt und inspiriert. Sich für seine Erfolge auf die Schulter klopfen zu lassen, tut übrigens auch ganz gut und stärkt für die nächste „Runde“.

Was sind die schlimmsten Fehler die man deiner Meinung nach beim Gründen machen kann? Sind dir davon schon welche passiert?

Mir sind schon einige Fehler passiert, wichtig ist jedoch das man daraus lernt. Was ich sehr wichtig beim Gründen finde – schonungslose Ehrlichkeit mit sich selbst. Denn es reicht nicht nur eine gute Idee zu haben, Experte zu sein oder langjährige Erfahrung zu haben – sondern unternehmerisches Bewusstsein – also das entsprechende Mindset – muss ebenfalls da sein. Wenn man ehrlich mit sich ist und z.B. weiß, welche unternehmerischen Themen einem nicht liegen, häufig ist das Marketing oder Steuern, dann müssen diese Felder von anderen Dienstleistern abgedeckt werden und selbstverständlich im Businessplan mit einkalkuliert werden.

Wenn man alles selbst machen will, um Kosten zu sparen, dann steckt man als Gründer häufig sehr viel Energie und Zeit in Themen, die einem keinen Spaß machen und auch nicht liegen. Diese Zeit und Energie fehlt dann häufig, um das eigentliche Geschäftsmodell weiter zu entwickeln. Aber Achtung – ich will damit nicht sagen das man sich nicht für z.B. Marketing oder Steuern interessieren sollte – ein gutes Basiswissen sollte auf alle Fälle vorhanden sein oder sich angeeignet werden, denn nur so kann man mit Dienstleistern verhandeln, kommunizieren und die Leistung/das Ergebnis bewerten.

Eine Alternative zu externen Dienstleistern, wäre auch das Gründerteam zu erweiterten. Dabei sollte man sich jedoch im Klaren sein, dass man zwar keine Ehe aber doch eine auf längerfristige Zeit angelegte Beziehung miteinander eingeht. Deshalb sollten Persönlichkeit, Werte und Ziele des Gründerteams zueinander passen.

Was hast du immer dabei, wenn du unterwegs bist?

Mein Smartphone – ohne Smartphone gehe ich nur mit meinem Hund im Wald spazieren. Da schalte ich ab und versuche den Kopf ein wenig frei zu bekommen. Wenn ich das Smartphone dabei hätte käme ich schnell in Versuchung doch mal drauf zu schauen was los ist oder ansteht.

Wie können Manufakturen und GründerInnen dich am besten erreichen?

Per Mail bin ich unter werkstatt@gruenderschmiede.org zu erreichen oder telefonisch unter unserer Gründerschmiede Hotline 0 21 91 / 69 01 900.

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